Luppenau

Luppenau im Herbst 2010 ..- Wasser, Bilder, Bauernkrieg -

SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - November 2010
Autor: Ilja Bakkal

Der Herbst ließ den Bach über seine Ufer treten und verwandelte die Wiese zwischen Tragarth und Lössen in eine Seenlandschaft. Vormals trockene Gräben  waren mit stehendem Wasser gefüllt. Es kam immer mehr Nachschub aus Friedensdorf und Wüsteneutsch und die Situation eskalierte, bis die Nässe in einige Tragarther Keller drang. Einzelne betroffene Bürger forderten vehement Abhilfe durch die Gemeinde. Die FF Luppenau wurde angewiesen, den Teich an der Tragarther Straße auszupumpen. Wer da wohl ernsthaft an einen Erfolg glaubte? Für einige Stunden gelang es, den Pegel um 15 cm zu senken. Erst nachdem die Durchlassfähigkeit des Baches durch Ausbaggern verbessert worden war, so erhielt die Bachbrücke am Pfingstanger einen Bypass und ist jetzt unpassierbar, kam Strömung in die Landschaft.


Fotos: Ilja Bakkal

Das Problem verfolgt uns bis in den Großen Saal des Löpitzer Schlosses, in dem viele historische Bilder hängen(bis zum erscheinen des Kuriers besser hingen), die der einschlägigen Thematik gewidmet sind. Wir sehen die Luppe und den Bach bis auf das Niveau der umliegenden Wiesen gefüllt, was bei den alteingesessenen Luppenauern wehmütige Erinnerungen hervorruft. Daneben immer wieder überflutete Auenlandschaften, Wiesen, Straßen und nach dem Rückgang des Wassers zurückbleibende Lachen mit reichem Fischbestand. Es scheint aus heutiger Sicht, als hätte man sich damals mit dem regelmäßig wiederkehrenden Naturereignis arrangiert. Auf alten und aktuellen Karten erkennt man ein gewachsenes, ausgeklügeltes System von Bachläufen, Gräben und Teichen. Das lässt erahnen, mit welchem Aufwand die Vernachlässigung der letzten Jahrzehnte zu beheben wäre. Das betrifft insbesondere Tragarth mit seinem System verbundener Teiche, deren Ablauf in die Luppe gestört ist, was die perspektivische Straßenerneuerung kompliziert.


F otos: Ilja Bakkal

So, verehrte Leser, bin ich mit bis zur Hüfte eingetauchten Wathosen vom gefluteten Pfingstanger ins Schloss gelangt, nicht ohne zuvor den schwarzen Anzug mit Krawatte angelegt zu haben. Die Vernissage bereitete gut 100 Gästen einen angeregten Abend bei optimaler Saalfüllung. Über das Thema ist im Vorfeld umfangreich berichtet worden und vielleicht haben Sie ja selbst gesehen?
 Seit dem zweiten Tag wird permanent eine CD (Lüneburg/Wilhelm) über die Eröffnung und dem Aufbau abgespielt. Man staunt über den Lieferwagen der Firma Unicut voller Aufsteller, die von den Brüdern Wiedau gebaut und jetzt von diesen und den Männern des Fördervereins herauf geschleppt und montiert werden. (Groß)Vater Wiedau schmunzelt vom oberen Rand und die Schraubzwinge hinter seinem Kopf vermittelt ein Gefühl von Festigkeit, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben war. Rainer Stahlberg im weißen Maleranzug und Tino Schneider rollen Farbe auf, der Jugendclub trägt mit weißen Handschuhen die Exponate und dann sehen wir den Autor des Artikels kniend im Gebet vor „seinen“ Bildern, als wolle er Danke sagen, allen die mitgewirkt haben. Wer genauer hinschaut identifiziert die Schnurrolle in den Händen und schon ist er auf der Leiter, Kurt Güttel hält das Bild in die Höhe, der Hammer treibt die Nägel in das Holz, drei Stück pro Bild – altdeutsche Museumshängung – vom Fotoclub gelernt. Wir werden immer professioneller. Die 60-jährige Geschichte ist präsentiert, Licht an, Mitternacht ist vorbei. Am Morgen trägt Kurt Güttel mit seinem Sohn noch einen 70 cm hohen Bauernkrieger in den Saal, der  erklärt uns um wen es sich handelt und Hugo Ködel liefert in einem Heimatheft aus dem Jahre 1962 genauere Informationen. Der Teilnehmer des Bauernkrieges, Hans Braun aus Tragarth, hingerichtet im Jahre 1525 in Merseburg, soll uns aber einen gesonderten Artikel wert sein.
Bleibt zu hoffen, dass die Ausstellung von so vielen Luppenauern besucht wird, dass es sich lohnt, über weitere Vorhaben dieser Art nachzudenken.